Ein grünes Paris bis 2020?
Eine Initiative will 100 Hektar Dächer und Fassadenfläche in Paris begrünen. Was wurde bisher erreicht und was ist noch geplant?
Ein Bericht von Jan Wisniewski
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo fördert seit ihrer Wahl im Jahr 2014 ein ehrgeiziges Programm für neue Grünflächen in der französischen Hauptstadt. Im Mittelpunkt steht ein Projekt, das bis 2020 eine Gebäudefläche über 100 Hektar in ganz Paris „grün“ machen soll, wobei ein Drittel dieser Grünfläche der urbanen Landwirtschaft gewidmet ist.
Das Projekt startete 2016, als 33 Pariser Unternehmen und öffentliche Organisationen die Charta „Objective 100 hectares“ unterzeichneten. Damit verpflichteten sie sich, gemeinsam mit der Pariser Stadtverwaltung Initiativen für die urbane Landwirtschaft und Vegetation zu entwickeln, die das Ziel hatten, Dächer, Fassaden und Mauern von Gebäuden mit Reben, Kletterpflanzen und Sträuchern sowie Flächen für die Nahrungsmittelproduktion zu bepflanzen. Weitere 41 Partner unterzeichneten die Charta im März 2017.
Jetzt, nach zwei Jahren, ist die Halbzeit des Projekts erreicht. Und die bereits 75 verschiedenen geförderten Projekte werden bis 2020 schätzungsweise 500.000 Kilogramm an neuer Vegetation hervorbringen. Aber wie sah der Prozess hinter dieser grünen Transformation aus?
„Parisculteurs“ für eine grüne Stadt
Der Plan der Pariser Stadtverwaltung sah vor, neben der Einrichtung von 30 Hektar öffentlicher Grünflächen auch Begrünungsprojekte für urbane Räume sowie privater Gebäude zu fördern. Dazu wurde die Ausschreibung „Parisculteurs“ gestartet, die finanziell von den ursprünglichen Unterzeichnern der „100 Hektar“-Charta unterstützt wurde. Aus den insgesamt 144 Bewerbern wurden 32 multidisziplinäre Teams ausgewählt, die Mittel für Projekte in den Bereichen „Urban Farming“ und grünes Bauen erhielten.
Die meisten dieser Projekte hatten zum Ziel, vormals kahle Gebäude außen zu begrünen, aber einige konzentrierten sich auch auf ungenutzte Innenräume. Ein Beispiel, über das wir bei RESET bereits berichtet haben, ist das Urban-Farming-Projekt „La Caverne“: In einer verlassenen Garage im Pariser Zentrum werden derzeit verschiedene Sorten von Pilzen, Endivien und Salatpflänzchen (sogenannte „Microgreens“) angebaut werden.
Inzwischen hat die Stadtverwaltung „Parisculteurs season two“ gestartet: Der Schwerpunkt liegt hier auf der Finanzierung von 43 neuen Projekten, bei denen die urbane Landwirtschaft in Mehrfamilienhäusern im Fokus steht.
Was sind die Vorteile?
Das sprießende Grün trägt auf jeden Fall zur Schönheit von Paris bei. Und natürlich wird die zunehmende Vegetation die Stadtverwaltung auch in ihren Bemühungen für mehr Nachhaltigkeit unterstützen. In einer Pressemitteilung der Stadt heißt es, das Vegetationskonzept sei eine „konkrete Antwort auf die ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen der heutigen Metropolen“. Laut einer Studie des Projekts Evergreen zu den Vorteilen von Grünflächen in Städten seien unter anderem die Begrenzung der Wasserverschwendung, die Verbesserung der Luftqualität, die Verringerung der Wärmeentwicklung sowie die Verringerung des Energieverbrauchs in der Stadt positiv zu bewerten.
Die Konzentration auf eine urbane Landwirtschaft könnte den Menschen in Paris weitere Vorteile bringen, zumal die geförderten Projekte pestizidfrei und wassersparend sein müssen. Solche Projekte haben das Potenzial, die Ernährungssicherheit zu erhöhen, einen gesunden Lebensstil sowie den Aufbau von Gemeinschaften durch gemeinsame Gartenanlagen zu fördern. Mehr zu Urban Gardening erfährst du in unserem ausführlichen Artikel zum Thema.
Die Begrünung von 100 Hektar Gebäudeflächen bis 2020 ist jedoch nur ein Teil der Vision der Pariser Stadtverwaltung: Auf ihrer Website findet man unter „Végétalisons la ville“ weitere Pläne für eine grünere Stadt. Und auf der kollaborativen Webplattform „Végétalisons Paris“ erfährt man mehr über alle Initiativen, die Paris grüner machen wollen – einschließlich derjenigen, bei denen man sich vor Ort engagieren kann.
Dieser Artikel stammt von Jan Wisniewski und erschien im Original auf unserer englischen Website; Übersetzung von Lydia Skrabania