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Klimaschutz in der Industrie

Klimaschutz in der Industrie

Foto: Klimaschutz in der Industrie © Christopher Burns/Unsplash

 

Die Dekarbonisierung der Industrieprozesse ist ein wichtiger Schlüssel zur Erreichung der Klimaschutzziele und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie in einer klimaneutralen Wirtschaft.

 

Der Industriesektor ist nach der Energieerzeugung der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen in Deutschland. Der Industrie kommt am Wirtschaftsstandort Deutschland damit eine zentrale Rolle zur Begrenzung der Erderhitzung auf deutlich unter 2 Grad, wenn möglich auf 1,5 Grad Celsius, zu.

 

Eine integrierte Klimaschutz- und Industriepolitik als Chance

Die für die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens notwendigen Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft bergen sicher viele Herausforderungen, aber auch Chancen und Möglichkeiten. Die Entwicklung von treibhausgasneutralen und ressourceneffizienten Techniken und Produktionsverfahren wird den Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft langfristig stärken. Weltweit wächst der Bedarf nach nachhaltigen Spitzentechnologien und klimaneutralen Geschäftsmodellen exponenziell. Deutschlands exportorientierte Industrieunternehmen, Forschungseinrichtungen und Zulieferbetriebe können mittel- und langfristig von klugen Investitionen in global wachsende „Klimaschutzmärkte“ profitieren.

 

Viele Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft, die sich durch Innovationen auf dem Weg zu einer klimaneutralen, von Kohle, Erdöl und Erdgas unabhängigen Industrie ergeben, sind noch ungenutzt. Sie müssen ein viel stärkerer Treiber einer deutschen und europäischen Industriepolitik werden. Das erfordert aber auch eine stärkere politische Gestaltung: Die Bundesregierung muss ihre Zurückhaltung aufgeben und im Sinne einer integrierten Klimaschutz- und Industriepolitik zügig die richtigen Rahmenbedingungen setzen. Auf diese Weise werden die Voraussetzungen für eine prosperierende, soziale Marktwirtschaft in einer klimaneutralen Welt geschaffen.

 

 

Handlungsbedarf in allen Industriebranchen

Der Klimaschutzplan 2050 sieht eine weitgehende Klimaneutralität bis 2050 vor und definiert für jeden Sektor Emissionsminderungsziele für 2030. Für den Sektor Industrie ist eine Halbierung der Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 vorgesehen. Allerdings sind die Emissionen in der Industrie seit 2009 praktisch nicht mehr gesunken bzw. sogar wieder leicht angestiegen. Diese Entwicklung muss sich umkehren. Ambitionierte und umfassende Schritte zur Dekarbonisierung des Industriesektors sind zwingend nötig.

Industrieemissionen Sektorziel © WWF
Industrieemissionen Sektorziel  © WWF

Dabei ist ein Handeln über alle Industriebranchen hinweg nötig. Als größte Emittenten stehen dabei die Eisen- und Stahlherstellung, die Erdölverarbeitung in den Raffinerien, die Zementindustrie und die Grundstoffchemie zur Herstellung von Kunststoffen besonders in der Verantwortung.

Die wesentlichen Hebel zur Reduktion der Industrie-Emissionen sind:

  • die Steigerung der Energieeffizienz, also die Minimierung des Energiebedarfs in den Produktionsprozessen durch die Verwendung neuester Verfahren und Prozesse nach dem aktuellen Stand der Technik
  • grundlegender Paradigmenwechsel bei der Kreislaufwirtschaft, um vollen Klimaschutzbeitrag durch Materialsubstitution, Langlebigkeit, Reparierbarkeit, Recyclingfähigkeit und eine intensivere bzw. geteilte Nutzung von Produkten zu ermöglichen
  • die Umstellung auf neue klimafreundliche bzw. klimaneutrale Prozesse, z. B. Wasserstoff-Direktreduktion in der Stahlherstellung
  • das Abscheiden und Weiterverwenden (Carbon Capture and Utilization, CCU) bzw. Speichern (Carbon Capture and Storage, CCS) von anderweitig nicht vermeidbaren CO2-Emissionen

Für die Umsetzung dieser technischen Hebel und einen ambitionierten Klimaschutz sind entsprechende energie-, klima- und industriepolitische Weichenstellungen nötig. Der zu schaffende politische Rahmen sollte dabei einen breiten Instrumentenmix aufgreifen und dafür sorgen, dass die Transformationen nicht nur aus Klimaschutzperspektive, sondern auch wirtschaftlich attraktiv sind.

 

WWF-Kernforderungen

Es gilt jetzt, durch entschlossenes Handeln im Sinne einer integrierten Klimaschutz- und Industriepolitik den Weg zu Nullemissionen in der Industrie zu bereiten. Dafür fordert der WWF (ausführlichere Informationen im Positionspapier „Klimaschutz in der Industrie“):

  • Verabschiedung eines Gesetzespakets zur Beseitigung von Barrieren und Fehlanreizen bei Maßnahmen zur Energieeffizienz
  • Verabschiedung eines Gesetzespakets zur Weichenstellung für eine klimaneutrale Industrie bis spätestens 2050
  • Schaffung von Investitions- und Planungssicherheit:
    • Ausreichend Klarheit darüber, wie hoch ein steigender CO2-Preis für die Industrie letztendlich ausfällt, auch gemessen an der Größenordnung der Vermeidungskosten.
    • Carbon Contracts oder Carbon Contracts for Difference zur Verminderung des Risikos schwankender CO2-Preise
    • Förderung für Investitionen in klimaneutrale Technologien
    • Etablierung von Leitmärkten für klimaneutrale Materialien und Produkte durch nachhaltiges Beschaffungswesen bei Bund, Ländern und Kommunen
    • Sicherung der Verfügbarkeit von erneuerbarem, naturverträglichem Strom durch Erhöhung der Ausbauziele im EEG auf 75 % bis 2030
    • Einrichtung einer Enquete-Kommission zur Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft
    • Entwicklung des regulatorischen Rahmens für Wasserstoff und CCU/CCS
    • Anpassung der Regelungen des unternehmerischen Berichtswesens an die Empfehlungen der G20 Taskforce on Climate-related Financial Disclosures (TCFD)
    • Entwicklung des regulatorischen Rahmens zur Unterstützung für Unternehmen bei der strategischen Vorbereitung auf den Klimawandel

 

 

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